Iß lieber nur ein Stück und trink nur ein Glas vom Besten als drei vom Mittelmäßigen oder gar Schlechten.

Der Herkunftsort

Die wichtigste Weingemeinde im Norden der Côte de Beaune an der Grenze zur Côte de Nuits ist weltweit bekannt: Aloxe-Corton, ein kleines Dorf mit internationaler Weinreputation. Aloxe-Corton liegt wenige hundert Meter östlich der Route Nationale 74. Das Dorf ist die Gemeinde an der Côte de Beaune, auf deren Gemarkung sich mehr Grands Crus befinden als Premiers Crus und sonstige Lagen zusammen. Die Geschichte des Dorfes reicht bis in die gallo-römische Zeit zurück: Aloxe kommt von Alussa (Land des Gottes Alus). Es war die Weggabelung der via militaris, die von Marseille über Beaune in der einen Richtung nach Trier, in der anderen nach Autun führte. Viele Herrscher hatten hier Besitzungen. Neben Heinrich II., Ludwig XIV. auch Karl der Große, dessen Adler noch heute im Ortswappen zu finden ist.

Der Name und die Legende

Der Frankenkönig und Kaiser Karl der Große (Charlemagne) (742-814) hat nicht nur auf Schloß Johannisberg durch den erstenmaligen Anbau von Reben Weingeschichte geschrieben. Im Jahr 775 hatten die Sarazenen Saulieu geplündert. Als gewissen Ausgleich stiftete er, als er gerade 33 Jahre alt war, einen Teil seiner großen Rebenbesitzungen in Aloxe-Corton den Mönchen der Abtei Saulieu. Hier wuchs sein Lieblingswein – der rote Le Corton, den er all seinen Gästen kredenzte und den er sogar bei all seinen Reisen als Wegzehrung und Reisegeschenk mitführte.

Karl der Große war nicht nur ein großer Herrscher, sondern auch ein großer Esser und Rotweintrinker. Die Legende besagt, daß Karl in reiferen Jahren immer öfters mit rotweingesprenkeltem, grauen Vollbart gesichtet wurde. Seine Gemahlin fand das sehr unpassend für einen Kaiser, und im engsten Familienkreis gab es immer wieder Bemerkungen darüber. Eines Tages war Karl die ständigen Anspielungen leid und befahl, in Gottes Namen weiße Trauben auf Le Corton anzubauen; Weißweinspritzer würden in seinem ergrauten Vollbart weniger auffallen, und er konnte so doch weiterhin seinen geliebten Corton trinken.

Allerdings wurde damals die weniger aufregende Rebe Aligoté gepflanzt. Erst durch den Urgroßvater von Louis Latour wurde diese einfache Rebsorte ersetzt durch den edlen Chardonnay. Für burgundische Verhältnisse steckt dieser also noch nicht hundert Jahre alte Grand Cru noch in den Kinderschuhen, d.h. vor rund 40 Jahren waren die Weinberge noch nicht einmal angepflanzt, die wir heute als Kultstätte verehren.

Der Weinberg

Die Grand-Cru-Lage Corton umfaßt ein rundes Dutzend Weinberge (insgesant ca. 220 ha), von denen der höchstgelegene Le Corton von weitem mit seiner ovalen Kuppel als Wahrzeichen der Gegend sichtbar ist. Er trägt eine Kappe aus Wäldern (338 m über dem Meeresspiegel), deren Hanglagen vollständig entweder mit Pinot noir oder Chardonnay bedeckt sind. Im oberen und mittleren Teil wächst die einzige, gemeinsame Grand-Cru-Lage in Burgund sowohl für Rot- wie für Weißweine. Entweder besteht der Boden aus weißlich gefärbtem Kalkstein, auf dem die Chardonnay-Weintraube für den Corton-Charlemagne (zugelassene Höchsterträge 40hl/ha) angebaut wird (meist ganz oben in den Südhängen, wo durch jahrhundertelange Erosion der Boden kahlgenagt ist), oder aus dem rötlichen, eisenhaltigen Mergel, auf dem die Pinot-Noir-Traube für den roten Corton kultiviert wird. Von weitem ist also erkennbar, was wo wächst. Dieser berühmte Corton-Berg liegt auf drei Gemarkungen:

Aloxe-Corton (größter Teil), Pernand-Vergelesses und Ladoix-Serrigny(kleinster).

Natürlich gibt es weitere, ein gutes Dutzend nebeneinander gelegene Weinberge, die genannt werden müssen:

Corton, Corton Clos du Rois, Corton-Bressandes, Corton-Renardes, Corton-Pougets, Corton-Perrières, Corton-Lanquettes, Corton-La Vigne au Saint, Château Corton Grancey

Diese Grands Crus werden ergänzt durch zahlreiche Premiers Crus.

Sogar mitten im Dorf Aloxe-Corton neben der Kirche liegt ein Weinberg mit Namen Clos du Chapitre (Besitzer ist Monsieur Masson, der Manager des Hospices de Beaune).

Die Weinhandelshäuser

Das bekannteste, weil größte Handelshaus ist Château Corton Grancey der Familie Louis Latour, dessen Kelterhaus und Keller in den Fuß des Berges getrieben sind (durchschnittliche Lagerfläche für 400.000 Flaschen). Insgesamt besitzt dieser beherrschende Name mit 9 ha Corton-Charlemagne und 17 ha Corton die größte Fläche. Daneben müssen erwähnt werden (die meisten domizilieren in Beaune):

Louis Jadot (1ha), Joseph Drouhin, Bouchard Père & Fils (3ha), Chevalier, Thénard, Josef Faiveley, Bouzereau-Gruère, Hospices de Beaune

Die Cuvée Francois-de-Salins wurde mehrere Jahre hintereinander zu Rekordpreisen von Michel Jaboulet-Vercherre, Beaune, erworben: 1975er für 50.000 Francs pro 228 l-Faß, was pro Flasche einen Preis von rund 170 Francs ergab – im Einkauf! Glück für Jaboulet-Vercherre, daß die ganze Ernte nur aus zwei Faß bestand.

Auf der winzigen Gemarkung Pernand-Vergelesses befindet sich die Domaine Bonneau du Martray, mit dem größten Besitz in Pernand-Vergelesses und Aloxe-Corton von rund 8 ha Corton-Charlemagne (ca ein knappes Achtel der Gesamtfläche Corton-Charlemagne) und 3 ha roten Corton. Der größte Teil des Rebbestandes besteht aus alten Rebstöcken, von denen einige das ehrwürdige Alter von 50 Jahren erreicht haben. Die Besitzung von Bonneau de Martray dürfte ziemlich genau diejenige sein, die vor über 1200 Jahren Karl dem Großen gehörte. Die Erträge werden bewußt durch Zurückschneiden der Reben gering gehalten, um optimale Qualität zu erzielen. Die Weine aus dieser Domaine sind nicht nur in Frankreich sehr gesucht. Über 90 % seiner Weine exportiert Comte Jean le Bault de la Morinière in 18 Länder der Welt, mit Ausnahme des Corton-Charlemagne, der verbleibt zum größten Teil in Frankreich selbst. Wahrscheinlich nicht nur weil er häufig im Elysée-Palast gereicht wird.

Die anderen Weine dieser Lage

Als der größte Rotwein der Côte de Beaune gilt der rote Corton, der einzige Rotwein im Burgund, der als Grand Cru eingestuft ist.

Der rote und weiße Corton hat zahlreiche Namen erhalten:

aus Aloxe-Corton: Le Corton, Corton-Bressandes, Corton-Clos du Rois, Corton-Renards, Corton-Pougets, Corton Château Grancey

aus Ladoix-Serrigny: Corton-Le Rognet oder Rognet-Corton, Les Vergennes

aus Pernand-Vergelesses:

Der Geschmack

Eine reichhaltiges, volles Spiel von Früchten und Eiche, etwas nervig, aber nuanciert, komplex mit großer Fülle, trotzdem reich an Feinheit und Eleganz, allerdings mit mehr Würze, einem ausladenden, kraftvollen (Boden-)Geschmack bei meist hohem Alkoholgehalt (14 %). Für viele ist der Corton-Charlemagne der beste weiße Burgunder nach dem Le Montrachet, oft als stahlig bezeichnet, und dem Mersault, der oft an Butter erinnert. Der meistgebrauchte Ausdruck im Zusammenhang mit Corton-Charlemagne lautet „Nüsse“. Seine Qualitäten entwickeln sich frühestens in sieben bis acht Jahren. Danach neigt er jedoch zur Oxydation.

Weitere Liebhaber

Neben Karl dem Großen gab und gibt es zahlreiche Corton-Charlemagne-Liebhaber auf der ganzen Welt:

Präsident John F. Kennedy ließ bei Staatsbanketten für französische Gäste regelmäßig Corton-Charlemagne zu Hummer und Lachs servieren. Prinz Bernhard der Niederlande ließ zum Hochzeitsdiner der Prinzessin Beatrix einen Corton-Charlemagne aus dem Haus Louis Latour aus deren Geburtsjahrgang 1938 kredenzen.

Die Jahrgänge

1981, das um viele nasse Millimeter feuchteste Jahr erbrachte den miserablen Jahrgang 1981 mit seinen Hagel- und Fäulnisschäden

1985 war bei weitem das beste Weinjahr in unserem Zeitraum, das einzige Jahr, in dem Burgund mehr als 2.000 gemessene Sonnenstunden hatte, und das Jahr mit den geringsten Niederschlägen.

Wo übernachten?

Château Corton-André, ein malerisches Gebäude mit strahlenden bunten Dachziegeln und seinem markanten Turm und Kellern voller Premiers Crus wurde zum Symbol von Aloxe-Corton und ist das Ziel zahlloser Liebhaber großer Weißweine. In seiner unmittelbaren Nachbarschaft erhebt sich das Landhaus Hôtel Clarion, ein im 17. Jh. entstandenes Herrenhaus, das zu einem exklusiven kleinen Hotel mit nur 17 Zimmern und großem Garten umgewandelt wurde. Oder in der Ermitage de Corton in Chorey-Les-Beaune. Die Zimmer sind nach großen Weinen benannt. So kostet das Zimmer „La Montrachet“ nur FF 850 im Vergleich zum „La Corton“ für FF 1250.

Mein Weinkeller

Im Juni 1996 dank Claus Müller ergänzten sechs Flaschen 1985er Appellation Contrôlée von Cauvard Père & Fils, Viticulteurs à Beaune den vorhandenen (schon wieder) spärlichen Restbestand von fünf Flaschen eines 1992er Grand Cru aus dem Hause von Louis-Violland, Propriètaire-Viticulteur aus Beaune. Zwölf Flaschen 1990er von Laleure-Piot (Geheimtip von Bernd Kreis) sind im August 1996 zugegangen. Zwei Flaschen 1994er Grand Cru von Domain Doudet-Naudin von Claus again. Leider kein Louis Latour bisher vorhanden.

Wo kaufen bzw. Preistabelle?

Am besten vor Ort direkt beim Erzeuger. Ansonsten bei

a) Fetzner – Weissach – 07044-3051

Restposten von LeonViolland,

Beaune, 1947 = DM 360

1964 = DM 229

1974 = DM 125

1976 = DM 163

b) Weinland-Keiler – 0231-65388

Domaine Jacob = DM 91

Bonneau du Martray = DM 92

jeweils Grand Crus bzw. 1990

c) Mövenpick Stuttgart -6469-269

ebenfalls Bonneau du Martray,

Pernand-Vergelesses,

1987 = DM 82

1989 = DM 94

1990 = DM 98

1991 = DM 96

d) Dämmrich – Stuttgart – 2364695

ebenfalls Bonneau du Martray,

Pernand-Vergelesses,

auch ältere 1983 = DM 120

1980 = DM 115

1978 = DM 160

und die Spitzenweine aus dem Hause von Domaine Louis Latour, Beaune: neben den roten Corton-Grancey und Corton „Clos de la Vigne au Saint“ und den weißen Bâtard-Montrachet, Chevalier-Montrachet „Les Demoiselles“ und Montrachet natürlich auch seinen Corton-Charlemagne1976=DM 320

1978 = DM 350

1983 = DM 189

1985 = DM 189

1986 = DM 189

1989 = DM 179

1990 = DM 169

1992 = DM 169

e) France Vinicole -Kehl -07851-2135

alle von FAIVELEY – auch die

Grand Crus 1988 = DM 169

1990 = DM 176

f) Bremer Weinkolleg – 04203-81510

ebenfalls Bonneau du Martray,

Pernand-Vergelesses,

1984 = DM 126

1985 = DM 136

1986 = DM 136

g) FUB Fegers & Unterberg & BERTS, Köln bzw. Siegburg, Louis Latour, in 6er Kartons 1993 DM 113 1994 DM 113

h) Karstadt Gourmet Shop Stuttgart hat ebenfalls Louis Latour 1993 für DM 110

i) Am einfachsten ist alles bei Bernd Kreis, 0711-7801714, Weinhandlung und Beratung in Stuttgart. Er besorgt alles und hat immer super Empfehlungen. So z.B.: Laleure-Piot 1990 DM 99

k) wer kennt für Louis Latour Corton-Charlemagne weitere Bezugsquellen ?

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Literatur

Bisher nichts Eigenständiges gefunden. Nur das nicht lesbare Buch von Prof. Dr. Dr. F. H. Holl, Jahrgang 1927 (lehrte Soziometrie und lebt jetzt in Les Contamines-Montjoie (Region Montblanc)) mit dem Titel „Frauen sind tüchtiger als Männer – Emmas Corton Charlemagne“ im Karin Fischer Verlag 1994, ISBN 3-89514-015-5 erschienen.